Sunday, 8 December 2013

Of Temples and Temporality


Spotlight: Es heisst, dass jedes Haus auf Bali einen Tempel in sich hat. Was wie ein Vorurteil anklingt, lässt sich bestätigen. Im Gegensatz zu Java, Lombok und den anderen Inseln Indonesiens ist nämlich Balis offizielle Religion der Hinduismus. Kaum zu übersehen, denn am Wegesrand wimmelt es von kleinen und großen Tempeln, irgendeiner Gottheit gewidmet, brennen Räucherstäbchen, tragen Männer wie Frauen gewickelte Sarongs, gibt es Kopftücher höchstens als Sonnenschutz. Der Unterschied sticht aus, kaum zu glauben, dass man sich im selben Regierungsgebiet befindet… Wieso halten Menschen, im Angesicht von Repression and Verfolgung, trotz allem an einer bestimmten Religion oder ihren Traditionen fest?

Story: Anstatt des ohrenbetäubenden Allahu akbar der Moscheen in Jogja gibt es auf Bali zum Sonnenaufgang lediglich die sanften Gongs hinduistischer Trommeln, die zur Morgenandacht rufen. Alkohol wird überall zum Verkauf angeboten und die Inseldelikatesse ist Suckling Pig – eine Art Spanferkel das über Bananenblättern geräuchert wird. Im Garten jedes Hauses steht eine kleine, steinerne Andachtsstelle, an die Obst als Opfergabe gestellt und mit Blumen und Räucherstäbchen geschmückt wird. All das auf Java? Undenkbar. Vielleicht ist Bali auch deshalb Touristenparadies. Wenn man der Geschichtsshreibung glauben schenken darf, waren vor Ankunft der Moslems ein Großteil der Menschen auf Java Hindus. Jene, die ihre Religion nicht aufgeben wollten, flohen anstatt zu konvertieren in das damalige Königreich Bali. Bis heute hat die Insel einen besonderen Status in Indonesien, sowie den Ruf abtrünnig, ungewöhnlich zu sein. Während der Verfolgungen des Suharto Regimes, wurden Balinesische Hindus, anders als Christen und Kommunisten nur verfolgt, wenn sie ausserhalb Balis ihre Religion propagierten.
Häufig ist es schwierig, Traditionen auf ihre Herkunft zu erkunden. Diesbezügliche Fragen werden mit althergebrachten, etablierten Erklärungen abgeschrieben. “Weil das eben so ist” oder “das haben wir schon immer so gemacht” sind zwar Begründungen, aber doch keine Gründe und daher frustrierend für den, der die Geschichte oder historischen Hintergründe für bestimmte Verhaltenmuster erfahren möchte. Zumal die Frage nach dem Warum eine sehr europäische zu sein scheint. Getreu dem Englischen Sprichwort: Don’t fix what ain’t broken (Es gilt nicht zu reparieren, was nicht kaputt ist), scheint die indonesische Begründung für viele Verhaltenmuster ein simples: „Naja, es funktioniert doch, oder?“ zu sein. Stimmt, funktionieren, tut es. 
Ein Beispiel: Seit Generationen, so wird mir erklärt, pflanzen Reisbauern ihre Setzlinge von Hand in die Felder. Und jetzt, in der mittleren Regenzeit kann man in der Tat Männer und Frauen in geflochtenen Strohhüten auf den Feldern beobachten, wie sie über Stunden motorisch Stängel auf Stängel in die sumpfige Erde drücken. Wieso dieser Aufwand? – Vor fünfzig, sechzig vielleicht hundert Jahren hat das Unterfangen durchaus Sinn gemacht; indem man aus der Saat unter Glas und Beobachtung Setzlinge zieht stellt man sicher, dass Vögel die wertvollen Körner nicht stehlen. Aber heutzutage, und vor allem in den dichtbevölkerten, suburbanen Gebieten Javas, wo es nur wenige, stark zerstückelte Reisfelder gibt, sind Vögel Mangelware. Außerdem wächst in der Regenzeit alles so schnell, dass die Körner nachdem sie der Erde zugeführt werden, allerhöchstens 2 Tage zum Keimen und Austreiben brauchen. Die Bananenpalme vor dem Haus produziert schließlich auch jede Woche neue Früchte.
Trotzdem ist also die Antwort auf Fragen nach der Reisanbautradition „weil die Vögel sonst immer die Körner stehlen“. Dabei sehe ich nie Vögel auf den Feldern. Dies ist nicht nur der Ausrottung ihrer Lebensräume, sondern auch einer weiteren, in diesem Fall ausnehmend muslimischen Tradition zuzuschreiben. Vögel, und Singvögel im Besonderen bringen Glück. Und so werden die Tiere in fast jedem Haushalt als Talisman oder Glücksbringer in kleinen Käfigen vor den Eingang gehängt. Als Tierschützer kann man sich über diese Tradition aufregen und wahrscheinlich zu recht. Aber das vielleicht größere Problem rührt daher, dass niemand diese Vögel züchtet, sondern sie stattdessen aus der Natur gefangen werden. So sehe ich häufig morgens im Garten Männer mit Betäubungsgewehren auf Bäume schießen. Da wilde Sing- und tropische Vögel auf Java inzwischen zu wahren Raritäten geworden sind, werden jetzt auch Meisen, Schwalben, sogar Krähen in Käfige verfrachtet – Hauptsache, die Nachfrage an Glücksbringern kann gedeckt werden.
Seltsam klingt an, dass Vögel in Käfigen Glück bringen, in freier Wildbahn und in den Bäumen vor dem Haus aber nicht? Wie anders ist da wiederum Bali. Wahrscheinlich allgemein gekannt: Hindus predigen den Respekt vor allen lebenden Dingen. So ist es vollkommen normal, eine jahrtausendealte Tempelanlage zu besuchen und in ihr zwischen Affen sitzende, betende Hindus anzutreffen. Die Warumfrage dieses Mal bezeichnender beantwortet: „Die Affen waren schließlich zuerst hier“. Ebenfalls werden Bäume, Sträucher und Büsche, die sich in Steinnischen festsetzen nicht entfernt, sondern zum Teil des Tempels – „nicht nur war die Natur zu erst hier, sie hat auch das Recht zu existieren, wo immer es ihr passt“. Interessanterweise sind in der Indonesischen Landessprache, wie auch im Javanesischen die Worte für Natur (Alam bzw. Watak) männlich, im Balinesischen jedoch weiblich: Sampa.
Andererseits kennt keiner dieser Sprachen ein Wort für Umwelt, was das Unterrichten von Umweltbildung wirklich schwierig macht. Wie macht man die Übersetzung eines Wortes greifbar für das es in der Sprache (und damit im Verständnis) der Leute kein Equivalent, nicht einmal Andockpunkte gibt. Was für einen Sinn hat es, über Recycling, Kompostierung und Umweltschutz zu sprechen, wenn die Idee einer Umwelt für die man Verantwortung trägt, so weit weg ist wie für Europäer die Frage nach Selbstversorgung. Geh nach Europa und sag irgendwem, er soll seinen Reis (seine Kartoffeln) selbst anbauen – der folgende Blick kommt ungefähr dem gleich, was man hier auf die Aufforderung nach Umweltschutz erfährt: Unverständnis, Irritation, die Frage ob man vielleicht Fieber hat, oder sich kurz hinlegen möchte.
Es lässt sich nicht mit meinem Welten- oder Menschenverständnis vereinbaren, eine Religion für ausbeutungswütiger als eine andere zu halten. Auch glaube ich, dass solche Interpretation nur Teilansichten einer komplexeren, nicht unbedingt wiedergebbaren Realität sind und daher kurzgefasste Verurteilungen nicht genug tun. Zum Beispiel wird auf Bali das meiste Essen importiert, während sich Java noch teils selbst versorgt. Auch ist Bali Touristenhochburg, was neben jeder Menge Müll auch reichlich Geld ins Land bringt und Priviligiertenbeschäftigungen wie Recycling zulässt. Trotzdem scheint es unabstreitbar, dass sich Traditionen und Verhaltensmuster der beiden Inseln in Punkten unignorierbar unterscheiden. Beides zu beobachten und zu vergleichen ist lehrsam; das Problem ist, nicht auch im gleichen Schritt zu verurteilen. Auch daher rührt das Bedürfnis, die Gründe für Verhalten und Tradition zu erfahren, denn wer Hintergründe kennt, kann eher verstehen, eher Empathie empfinden.

Monday, 11 November 2013

Regenzeit (in German)


Spotlight: Blätterdach, grünes Dämmerlicht und der Geruch von vermoderndem Laub. Wie im Regenwald zur Regenzeit nicht anders zu erwarten regnet es. Sturzbachartig fallen innerhalb weniger Stunden ganze Seen vom Himmel. Einzelne Tropfen sind nicht mehr auszumachen – und auch der gern gezogene Vergleich mit Wasserschnüren tut nicht genug. “Eimerweise” trifft es eher. “Behutsam schleicht sich die Regenzeit ins Land”, schreibt Edwin Evers zum Beginn des Monsuns in seinen Annalen über Südostasien. Ehrlich gesagt weis ich nicht, was an diesem Regen behutsam sein soll. Straßen verwandeln sich in reißende Bäche, die eigentlichen Bäche in weite Ströme voll Abfall und Dreck und in unseren Kunststudio mit undichtem Dach kann man Papierböotchen fahren lassen. Seit es vor 2 Wochen das erste Mal geregnet hat, bin ich nicht mehr richtig trocken gewesen. 


Story: Ja, Regenzeit. Es soll keiner sagen, sie wären nicht gewarnt worden. Und trotzdem übertrifft das hier Erlebte sämtliche Erwartungen. Auch deshalb, weil trotz aller Widerlichkeiten, das Leben einfach weiter geht. Wenn man, mitten auf der Strasse von einem Gewittersturm überrascht wird (was, nebenbei bemerkt wirklich schwierig ist, weil es jeden Tag ca zur gleichen Zeit regnet), fährt man eben kurz links ran und wirft sich einen Poncho über. Nass wird man darunter zwar trotzdem, aber immerhin frieren tut man nicht. Dazu kommt, dass man sich an die Nässe wirklich gewöhnt. Dann wird man eben regelmäßig nass; wirklich kalt ist es nicht und was solls, ist ja nur Wasser. Es ist ja nicht so, dass es den ganzen Tag regnet – aber bei 95% Luftfeuchtigkeit seine Klamotten, die Wohnung oder das Motorrad trockenen lassen zu wollen, ist trotzdem utopisch.
Sich den Spass nicht nehmen lassen – das scheint das unausgesprochene Motto des Monsuns zu sein. Und so sitzen wir Freitag Mittag trotz grauem Himmel und schwarzen Wolken auf dem Motorrad und fahren Richtung Natur. Im Regenwald angekommen heisst es dann: feste Schuhe an, Hut auf und aufpassen, wo man hintritt. 200km von Jogja entfernt und weit weg vom Handyempfang kommen weder Rettungsdienst noch Notarzt, sollte man auf einen Skorpion treten oder von einer Giftschlange gebissen werden. Also Vorsicht. Hinzu kommt, dass ich überhaupt nicht einschätzen kann, wie real die Ängste unseres Tourguides sind, gebissen, bestocken oder anderweitig verletzt zu werden. Auch fallende Kokusnüsse sind ja bekanntlich eine große Gefahr für den ungewappneten Reisenden.
Kaum betreten, verwandelt sich der Wald in eine Oase aus grünen Lichtern, verlockenden Geräuschen und abschreckenden Gerüchen. Wahre Kübel fallen vom Himmel und verwandeln den vorher harten Boden in Sumpf. Vor uns öffnet sich das Dickicht in eine Lichtung aus deren dumpfen Grau Nebel zu aufzusteigen scheint. Doch die Feuchtigkeit vor uns kommt zwar von oben, aber nicht vom Himmel – aus Sandstein, Schlamm und Lianen schälen sich die Konturen einer gigantischen Felswand, an deren Abhang donnernde Bäche in die Tiefe stürzen. Die aufsteigenden Wasserpartikel sind so dicht, dass man weder die Hand vor Augen, noch die potentielle Schlange über sich ausmachen kann. Das Erlebnis im Monsunregen und Nebel im See unterhalb eines Wasserfalls schwimmen zu gehen, verlangt fast nach einer neuen Definition für das Wort “nass”. Jedenfalls spare ich mir so die heutige Dusche.
Auf Grund der feuchten Hitze habe ich mir in den letzen Wochen auch einige dieser typisch tropischen Pilz- und Hautinfektionen eingefangen: außer dem ewigen Jucken eigentlich keine schlimme Angelegenheit, wenn man es denn schafft sich nicht die eigene Haut wegzukratzen. So stelle ich aber auch fest, wie schwierig es ist, sich bei unendlichem Schwitzen und der Abwesenheit heißer Duschen wirklich sauber zu halten. Zwar ist es jeden Tag so heiß, dass warme Duschen irgendwie unsinnig klingen. Aber irgendwie, irgendwann muss der Dreck ja mal ab. Eine Freundin erklärt, wie Indonesier mit dem Feuchtigkeitsproblem umgehen. Die reiben sich nach jeder Mandi (Dusche/Waschen) großzügig mit Babypuder ein. Das dämmt die Feuchtigkeit, und pflegt ausserdem die Haut. So bleibt meine geliebte Niveamilch jetzt also unbeachtet stehen, während ich pro Woche ca 500g Baby verpudere. Nebenbei: Wenn Olivenöl aus Oliven gemacht ist, und Palmöl aus Palmen – wodraus wird dann Babyöl gemacht? Naja.
Auch besuche ich in Jogja zum ersten Mal in meinem Leben ein Fitnesszentrum. Allerdings weniger wegen der Fitness, sondern eher, weil es da einen Pool, heiße Duschen und einen Whirlpool gibt, der sich zur Badewanne umwandelt lässt. In einer mir bisher unbekannten Anwandlung des Europäer-seien-wollens, gehe ich nun also mehrmals die Woche schwimmen und danach heiß duschen oder baden. Vielleicht fühle ich mich auch deshalb von dem Laden angezogen weil es dort vollkommen akzeptabel ist, in Bikini schwimmen zu gehen. Überall anders in Indonesien, oder zumindest auf Java, wo die meisten Einwohner Muslime sind, geht niemand in weniger als Tshirt und Hose schwimmen – häufig gesehen bei Frauen wird auch der Burkini (bei Interesse mal googlen). Zwar schimpft niemand, wenn man im Bikini schwimmen geht, aber man wird abwertend, bisweilen grundheraus hassvoll betrachtet. Und fotografiert. Und so komme ich mir in Schwimmsachen unangenehm gerührt, fast irgendwie ungehörig vor.
Das mit dem Fotografieren ist so wieso so eine Sache. Indonesier lieben Fotos. Egal von was, mit wem, oder welche Qualität. Alles wird dokumentiert, ausgezeichnet, aufgenommen. Da ich als Bule (weißer Ausländer) natürlich auffalle, ist es beinahe unmöglich, auf Java irgendwo hinzugehen, ohne von allen Seiten angesprochen und um ein Foto gebeten zu werden. Beim Verlassen des oben beschriebenen Wasserfalls gibt es eine solche Situation. Kaum erkennt die Gruppe Indonesier vor uns, dass wir Weiße sind, kommen 20 Kameras auf uns zu, Rufe von „miss, Photo; Miss Photo!“ strukturieren für die nächsten 10 Minuten die Szene. Am Anfang wirkt eine solche Popularität schmeichelnd. Aber das Problem ist nicht nur, dass es nie bei nur einem Foto bleibt, sondern auch, dass ein nein als Antwort nicht akzeptiert wird. Sage ich nein und gehe weiter, werde ich trotzdem fotografiert – zerren Kinder und Frauen an meinen Armen, bis ich mich umdrehe und von einem Blitz geblendet werde. Wütend werden hilft nichts. Und trotzdem kann ich nun nachvollziehen, wie mein Kongolesischer Freund sich in einer niederländischen Kleinstadt gefühlt hat, als er sinnreich bemerkte: „Die Leute behandeln mich, als wäre ich ein Zirkustier; oder bestenfalls eine Touristenattraktion“.
Und irgendwie, irgendwo vermisse ich dann eben doch Europa. Nicht das Wetter, oder die Landschaft, oder die sich ewig beschwerenden Menschen. Vielmehr vermisse ich, was im Anthropologie-Jargon eine Kosmologie genannt wird: die Sicherheit eines  kulturellen und sozialen Miteinanders in dem man nicht nur die Spielregeln beherrscht, weil man in die Gesten und Verhaltensmuster sozialisiert wurde und gelernt hat, ihnen zu implizit vertrauen, ja sie sogar wiederzugeben. Sondern auch die Sicherheit, dass ein Großteil der Menschen um mich herum, die eigene, grundlegende Weltanschauung teilen, sodass wir eine Basis haben auf der kommuniziert und diskutiert werden kann, ohne vorher Ewigkeiten mit Erklären zu Verbringen. Denn trotz allem Lernens über Java und der Offenheit gegenüber dieser anderen Kosmologie, in die einzutreten ich mich in der Lage und willens sehe.. trotz allem habe ich manchmal das Bedürfnis, nicht auf immer der Hut sein und auf Zehenspitzen zu gehen, oder ewig lächeln zu müssen.
Sicherlich, ich habe inzwischen gelernt, in jedem Raum immer zuerst die Männer zu begrüßen, sie jedoch nie ohne Aufforderung zu berühren; Geld und Essen nur mit der rechten Hand entgegen zunehmen oder zu geben; beim überqueren der Strasse mit der linken Hand scheuchende Bewegungen zu machen, um nicht überfahren zu werden, mich zum Dank und Abschied mit aneinander gelegten Händen zu verbeugen, beim Sitzen niemals die Füße auf andere zu richten, meine Fußsohlen nicht zu zeigen, älteren Männers nicht in die Augen zu sehen.... Aber wenn ich mit Kopfschmerzen und Kater aufwache, einfach nur Hunger habe und einen Kaffee will – dann bin ich in dem Moment weder willens, noch in der Lage mir über die gefühlten 2 Millionen Dinge Gedanken zu machen, die wichtig sind, wenn ich über die Strasse und zum Warung (Katine) gehe. 

Monday, 4 November 2013

Bilder! Pictures!

Auf den Strassen Yogyakartas / streets of Yogya
(copyleft by Runi Mara)





Batik classes 



Allgegenwärtig: Reisfelder

Fähre

Mangroves

Karimun Jawa

Got Jesus?


Pulau Cemara Kecil

Javanese Cockfight




rice fields at our house

copyleft by Runi Mara
Pantai Kukup

Hindu Temples

Thursday, 31 October 2013

Der Schein trügt (in English)




Snapshot: It’s not difficult, being happy in places like these. Smiling people, beautiful scenery just around the corner and cheap living wherever you go. But the pretence betrays itself. Der Schein trügt. I live in a space that is riddled with tension and subverting it by pointing to “happiness” not only fails to do justice, it fails to comprehend, replacing understanding with appearance or representation. It fails to scratch the surface, fails to see beyond that representation, beyond what is displayed on the outside.

Story: Recently I attended an event at the end of which the organizer self-promoted, explaining some of the other projects he is involved with. Now, this organization does great work: they draw attention to various social and environmental issues that are not normally on the agenda, such as plastic waste and recycling; they organize garbage collections, awareness-raising workshops, movie screening and many many more things. But after a slightly elongated elaboration on trips for “visitors” (read: white tourists) to a rural village in East Java, the organizer concluded with “these people will not understand you when you speak English, or even Indonesian – they only know Javanese – but they can still share their life with you, because they have smiles to share”.

Now, I know this man did not intend to be politically incorrect, or insult anyone’s integrity. But it does strike odd that whenever people mention Indonesia, or South East Asia more generally, the first mention is how people always seem to smile. “People are so friendly there – smiley faces all around!”. These phrases, and many others like them, betray the orientalist overtones that seem to structure much of the discourse on intercultural communication. Excluding those you go to visit from participation in the dialogue of cultural exchange, by definition excludes them from this very exchange – remaking it into a one-way alley towards (cultural) appropriation and disenfranchisement. Reminiscent of the metaphorical negro entertainer in the US American sixties whose job is to “just smile it”, the smile as the medium of communication just doesn’t live up. The problem is not that smiles can’t communicate anything, but that its perfectly acceptable to share a smile in the absence of language, but unimaginable to share signs of sadness, illness or loss. Imagine going on a tour to the rural village and seeing people crying!

This is why the smile as a medium of communication betrays the falsity of its own claim. It assumes an equality in communication and compassion that is not only nonexistent, but is impossible to create without a shared parole. How are people supposed to “share their lives” with anyone, if there is but one communication medium available? Compassion, commiseration, empathy – truly comprehending and sharing someone else’s life - all grow from sharing  the lived experiences of that person, whether directly or relayed through linguistic media. Sharing smiles in lieu, curtails these experiences and their inherent struggles. Worse still, it negates the existence of any negativity. Wiping struggle, sadness and all things unpleasant from the picture and replacing them with the ostensibly all-inclusive smile, assumes that by hiding them, they will simply cease to exist. 

In a country ridden with various and multiple tensions – between muslims and other denominations, between the Javanese majority and the politically under- or not represented Balinese, Sumanese, …, between women with hjiabs and those without, between LGBQ and a repressive government, to name but a few – the arrogance of assuming that “a smile says it all” is, and can only be, a colonialist and orientialist dream. Reducing locals, or rural villagers to their happy smiles, reduces them to the display of what visitors expect and want to see; the snapshot of an imaginary place that has no reflection in reality. This, in turn, veils a lived and experienced reality that, if shared and communicated as such, would ensure no western tourist ever returning to the villages.

Stories of colonialism and neo-colonialism, of extortion, expropriation and betrayal. The reality of plantation systems cash-cropping cocoa and coffee for European markets and extinguishing biodiversity, of political, social and religious repression, of militarization by a Western model, of tourism and its destruction of the few pristine places left on Java and the subsequent fight for and frequent success of making a decent living regardless - those are the stories that structure the lived experiences of most rural communities on Java. These are also the stories no smile can ever communicate. How convenient then, that these are also the stories no visitors wants to hear. As if the only reason rural communities existed was to display to tourism that which they expect to see: villagers smiling at the simplicity of their lives. Whether or not they are actually happy with them is entirely irrelevant, because if they aren’t – who is going to find out?

It's been said before: The colonial gaze sees what it expects to encounter, with the interpretory framework of any action or encounter defined prior to that experience taking place. That this precludes the possibility of those gazed-at ever to “be” in the full ontological sense, precisely because it constitutes the relation of difference by which the ontology of the always-already European subject is established, is probably unknown to most tourists who go to rural Java. And if they knew even the term ontology, I wonder if they’d care.

The point being that the realisation of this relation of difference and inherent denial of ontology begs the question for alternatives. Echoing Spivak; of course the subaltern speaks, and speaks back. But if a tree falls in the forest and no one is there to hear it, does it still make a sound? (It’s a trick question really, because of course there is always something there to hear it…).

In my few brief weeks here, I encountered a truly surprising number of decent, hardworking people trying to make a living off tourism without doing damage to their communities, or the space they inhabit. Equally, there is literal bunches of people who don’t care, and just want to make a quick buck. But there is an awareness – there are tourist “attractions” controlled and administered by local communities, there are awareness workshops, guidebooks on etiquette and dresscode, ecological hotels and homestays – the lot. But if after five reminders (two polite, one irritable, two downright rude) the lady in front of me still insists she needs to wear a bikini in the bus, or take pictures of every “cute, brown skinned baby” she sees; well, at some point I despair. And so, I’m sure, do some locals. And so we smile. Forcefully at times, genuinely at others. I can’t say I blame anyone for smiling at times like these – but I do blame who takes every smile for face value, who constructs upon a smile the theory of a subcontinent full of happy people without worries – lolling about on their rice fields, grinning at the simplicity of it all. 

Tuesday, 15 October 2013

Incomplete, Entirely Unrepresentative and in German



Spotlight: Das erste Licht des Tages – die Muriah kämpft sich durch schwere See und ihr Schaukeln, vermischt mit dem gleichbleibenden Vibrieren der Motoren hat die durchschlagende Wirkung einer Holzkeule auf den Kopf. Wenn ich in Indonesien schon mal so gut geschlafen habe, kann ich mich jedenfalls nicht daran erinnern. Eingeklämmt und auf dem Boden liegend, finde ich mich umgeben von Körpern anderer Schlafender – Frauen, Kinder, Greise – schwitzenden, sabbernden, schnarchenden Körpern; und schlafe wie ein Baby. In 2 Stunden wenn die Fähre nach 7 stündiger Fahrt endlich ankommt werden alle zum Applaudieren aufwachen, wie in Europa im Flugzeug. Nur, dass man hier nicht aus Gratulation zu klatschen scheint, sondern aus Dankbarkeit, noch am Leben zu sein – weil die Fähre es, trotz Rost und allgemeiner Vernachlässigung einmal wieder geschafft hat, Menschen, Tiere, Fahrzeuge und Nahrung unbeschadet durch die Javanesische See zu transportieren. Bei genauerer Betrachtung der Muriah… vielleicht sollte ich mitklatschen.

Story: Seit 6 Wochen lebe und Studiere ich jetzt in Yogyakarta, auf Java, der Hautpinsel Indonesiens. Noch immer ist jeder Tag eine Lektion in Gedult und Bescheidenheit. Um nur ein Beispiel zu nennen: In Bahasa Indonesia, der offiziellen Staatssprache des Landes, ist sowohl das Wort für ‘später’ als auch für ‘morgen’ besok, sodass der Unterschied verschwimmt. Wenn man etwas abspricht, macht es häufig keinen Unterschied, wann die Verabredung eingehalten wird - was zählt ist, dass sie eingehalten wird.

Fasiziniert beobachte ich die Funktionsweise einer Gesellschaft und eines Landes dessen Logik und Sinn so fern meinem eigenen sind. Es ist nicht so, als gäbe es hier keinen Sinn, keine Logik – sie sind nur anders. Mit der Zeit beginne ich, die dem vermeintlichen Chaos unterliegende Ordnung sehen zu lernen. Im Bus: Ca 50 menschen in einem Minivan der vielleicht für 20 konzipiert ist; Krach, Geschrei, schlechte Luft, schlechter Atem. Überall sitzen und stehen die Menschen, schnattern durcheinander, tragen Körbe, Taschen, Koffer, Säcke mit sich, hängen hinten und vorne an den Türen des Busses, der knatternd von Ecke zu Ecke rast, scheinbar sinnfrei an jeder zweiten anhält, Leute ausspuckt und neue aufnimmt. Die obligatorischen 4 Ziegen und 20 Hühner unter den Sitzbänken und auf dem Dach nicht zu vergessen. Wie ein Freund sinnreich bemerkt: Es ist keine echte Indonesische Reise, wenn nicht mindestens 2 Ziegen mit an Bord sind. Vielleicht sollte mal jemand eines dieser Schilder an den Bus hängen; Bitte Vorsicht – Ziege an Bord.

Eine Frau mit Baby rennt auf den Bus zu, starke Arme ziehen sie in die Tür, halten sie fest. Das Baby wird nach innen weitergegegben und landet auf meinem Schoß – inzwischen kenne ich diese bestimmte Spielregel: Weitergeben, bei irgendeiner älteren Frau auf dem Schoß wird es Zuflucht finden, bis die Mutter einen sichereren Reiseplatz gefunden hat. Niemanden stört, dass Mutter und Babysitter sich nicht kennen, jeder weis was zu tun ist und tut es – ohne Bedenken. Mutter und Kind sind an Bord, an der hinteren Tür klopft einer der Buspaks mit seinem Ring an die Glasscheibe um dem Fahrer das Singal zur Weiterfahrt zu geben. “Arang, Arang, Arang!” schreit desweilen der andere Buspak an der vorderen Tür, während wir auf den überquellenden Busbahnhof eines der gefühlten zweitausend Orte einbiegen, die unterwegs angefahren werden. Arang ist kurz für Semarang, der Ort zu dem wir auf dem Weg sind, von dem aus die Fähre zu den Karimun Jawa Inseln geht. Nicht immer sind die Abkürzungen so eindeutig; Suryakarta zum Beispiel, wird mit Solo abgekürzt, mein Wohnort mit Yogya. Ein weiteres Steinchen dieser Ordung, deren Spielregeln ich mir unbekannt sind; dass man die Spitznamen der Städte, zu denen man möchte wissen und unter den Rufen der Buspaks Namen heraushören muss, um richtig einzusteigen.

Wie auf Befehl stehen an allen Türen und Fenstern auf einmal Verkäufer mit Körpen voll Essen, Trinken, Erfrischungstüchern und jedem erdenklichen Klunker. Aussteigen und Essen kaufen kommt nicht in Frage – gewartet wird nicht, weil Bus wie Fähre nicht nach Fahrplan fährt, sondern wenn sie voll sind (für eine Definition von voll, siehe oben). Und so kommt das Essen eben zu den Reisenden; nur was man tut, wenn man aufs Klo muss, bleibt mir schleierhaft. Lauthals wird sämtliche Ware angepriesen während zwei Männer mit Ukulele und der Tonsicherheit eines tauben Esels ein jawanesisches Lied anstimmen. Kaum haben ihre Runde durch den Bus beendet, treten fünf ähnlich talentierte Jugendliche ein, auch sie offen und ehrloch bestüzt, wenn man ihnen nur dua Ribu (zweitausend Indonesische Rupien) gibt. Niemandem kommt in den Sinn, nichts zu geben – vollommen egal, ob die Musiker gut sind, oder die ca. dreiundvierzigsten an diesem Tag. Die Ibu (Dame) neben mir bietet mir ein Teil ihrer Innereien am Stock an - da Ablehnen nicht in Frage kommt, kaue ich also auf einem Stück Rinderherz herum. Schmeckt besser, als sich der gemeine Europäer das so vorstellt.

Die Motoren aller Busse im Bahnhof laufen und mit der Musik, den Geschrei der Händler, Buspaks, Gäste, Kindern und Tieren herrscht eine kaum zu beschreibende Geräuschkulisse. Und doch: irgendwo scheint irgendwer den Überblikck zu behaltet, werden Bules (weiße Ausländer wie ich) bei verwirrtem Aussehen sofort an die Hand genommen und zielsicher zum richtigen Terminal gebracht, geht kein Kind, keine Ziege oder Tasche verloren. Am Ausgang des Terminals staut es sich, immernoch springen Menschen auf, schallen Rufe nach Destinationen durch die Luft. Ein Junge, nicht älter als 12, steht todesmutig im Chaos zwischen den 30 Bussen, dirigiert Fahrer und Gäste, weist Richtungen an, lässt ein- und ausparken. Keine 5 Minuten hat unser Aufenthalt gedauert – ein Durchschnitt auf den jeder Effizienz-versessene Europäer stolz sein kann.

So fordert es also genaueres Hinschauen und Aufpassen, eine gewisse Zeit und Openmindenness (Aufgeschlossenheit) um die Funktionsweise und Logik verschiedener Elemente indoensischen Lebens sehen und begreifen zu lernen. Erst auf zweiten oder dritten Blick erkenne ich das Signal zum Anhalten des Busses, wenn man aussteigen möchte - obgleich abspringen dem eigentlich Geschehenden näher kommt als das ruhig anklingende Absteigen. Ein kurz gerufenes “Pak!” oder “Mas” an den nächsten Buspak gerichtet, (Pak ist die respektvolle Anredeform für einen älteren Mann, während man als Mas jüngere oder ungefähr gleichalte Männer anspricht) gefolgt von einer Handgeste wie zum Verscheuchen von Hühnern und schon klopft der Ring ans Fenster, die Fahrt wird langsamer und man kann, gepäckbeladen, abspringen. Kaum runter, knallt der Ring wieder; “Hey-Hey-Hey!” ruft der Pak noch – auch dies ein Losfahr-Signal und gleichzeitige Einladung noch aufzuspringen – und schon verschwindet der Bus in einer Wolke aus Abgasen und Staub.

to be continued...

PS: special thanks to Povi for sharing his amazing and incredible technological powers and helping to set up this Blog   -.-